Goodbye, Blase...

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Zahlreiche Nachrufe sind zu Deinem Tod in den letzten Tagen und Wochen erschienen. Die meisten davon stellen Deine Aktivität in der "DDR Opposition" in den Mittelpunkt - ein Begriff, der Dir so überhaupt nicht gefallen hätte. Zu unterschiedlich waren die Protagonisten jener Tage in den 70er und 80er Jahren. Während Du deiner Grundüberzeugung von einem selbstbestimmten Leben immer treu geblieben bist und beispielsweise die Verleihung des Budesverdienstkreuzes abgelehnt hast, machten andere lieber Karriere in Parteien und Verwaltungen. Konsequenterweise wolltest Du Dich dann auch nicht auf staatliche Organe verlassen, als es um die Aufarbeitung der Stasiakten ging. Da hast Du kurzerhand mit anderen ein Bürgerkomitee gegründet, in dem Du jahrelang aktiv warst.

Seit vielen Jahren hast Du gemeinsam mit Freunden in einem Ex-besetzten Haus im Friedichshain gewohnt, das nicht zuletzt durch Dein Verhandlungsgeschick sehr günstige Verträge durchsetzen konnte.

Auch als Personalrat im Technikmuseeum konntest Du durch Dein Engagement vieles für Deine Kollegen durchsetzen.

Du warst schon 1990 Freund der Köpi-Besetzerinnen, die Du seinerzeit schon regelmäßig besucht hast. Bei der Übernahme von Erdgeschoß und Keller des Hauses 1993 warst Du mit vollem Engagement und prägend vor Ort. Bei allen wichtigen Aktivitäten und dem Aufbau der bis heute aktuellen Struktur und Standards im AGH und dem Gesamtprojekt bist Du zum Teil federführend dabei gewesen. Du bleibst auch über deinen Tod hinaus Kollektivmitglied!

Dein Dienstags-Hippie-Tresen wurde legendär, das Frühstück hätte ohne dich kaum viele Jahre existiert. Im Laufe der Zeit gab es viele Auseinandersetzungen und Verhandlungen mit MöchtegernBesitzern oder den staatlichen Überwachungsorganen. Immer und jederzeit warst Du mit uns beim Erhalt der Köpi aktiv, hast auf Demos die Presse belabert oder Glühwein verteilt und warst beim weiteren Aufbau unserer Freiräume mit Vergnügen behilflich.

Mit Deiner Dir eigenen charmanten Art hast Du viele Konflikte gelöst. Dabei gingst Du einem Streit oder einer deutlichen Positionierung nie aus dem Weg - ohne nachtragend zu sein. Du hast es wohl selbst am Meisten bedauert, daß Dein sich immer weiter verschlechternder Gesundheitszustand Dich an mehr Teilhabe hinderte. Bei einem letzten Besuch im Krankenhaus wolltest Du mit zum Plenum...

Du hast einen schier uferlosen Freundes- und Bekanntenkreis zurückgelassen, der Dir immer wichtig war. Zu beinahe jedem Problem hast Du jemanden gekannt, der behilflich sein konnte - und Du hast immer gern Kontakte hergestellt. Viele von uns haben es erlebt, dass Du Dir regelrecht den Arsch aufgrissen hast, wenn es darum ging, Freunden zu helfen. An dieser Stelle reisst Du eine Riesenlücke. Es wird sehr schwierig sein, diese zu stopfen.

Bis zum Schluss hast Du die Zusammenarbeit mit Parteien und staatlichen Organe abgelehnt - und auf kollektive Selbstorganisierung gesetzt. In diesem Punkt bleibst Du uns Vorbild.

Und natürlich - durch Dein ereignisreiches Leben hattest Du immer eine Anekdote parat und es war höchst unterhaltsam, Dir zuzuhören. Nicht nur Deine Stories werden uns fehlen...

Dein AGH Kollektiv

Good bye, Blase

Right after you died plenty of obituaries were published. Most of them put your role in the „DDR-opposition“ into the focus, a term you never liked: too many different characters were showing up back then in the 70th & 80th. Whereas you all your life followed your ideals of self-determination & for example rejected the „Bundesverdienstkreuz“ (german state award) others preferred to make careers in (west)administrations or political parties. As a consequence you didn´t rely on official institutions when it came to reveal the history of „Stasi“ (east german secret, political police). You founded a commission with friends to investigate Stasi-files indepedently instead.

For a long time you were living with friends in an ex-squat in Friedrichshain. Due to your negotiating skills, excellent contracts could be enforced for that house. At your job in the „Technikmuseum“ (Museum of Technics, Berlin) you were active in the work council supporting the interests of your work-mates.

You were friend with the Köpisquatters in 1990 and visited them frequently in their new home. When the first floor & the basement were taken over in 93 you took part with all your massive energy. During all important activities & set-up of the still working structures & standards of the AGH & house project you had an outstanding position. You remain a member of our crew for simply ever!

Your “Tuesday-Hippie-Bar” was legendary. The also legendary “Sunday-Köpi-Breakfast” wouldn`t have existed for so many years without you. Whilst all the conflicts & negotiations with the wannabe-owners or the state authorities you were always on our side & at a heading place. Fighting for Köpi, talking to the media or just serving hot wine at demonstrations, organizing our free space with pleasure was a heartfelt attempt for you.

With your charming character you found solutions for plenty of conflicts. Even though you never avoided a confrontation & always had a clear standpoint you never were vengeful afterwards.You probably most regretted that your poorer state of health kept you away from more involvement in recent time. Even at the last visit at your hospital´s bed you wanted to join us for the gathering of AGH...

You left an endless number of friends who were always important to you. For almost each problem you knew someone who could help. You always helped making connections. Lots of us can testify that you busted your ass when friends needed help. You leave an immense emptiness which will be hard to fill. Until the end you refused to work with political parties or with any authorities: you preferred collective self-organization. That will guide us forward.

Of course, according to your eventful life, you always had plenty of anecdotes to tell and it was a great pleasure to listen to you. Be sure we won´t only miss your great stories...

Your AGH crew

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